Was macht eine Hebamme so? Hast Du Dich das auch schon mal gefragt? Heute möchte ich darüber reden, wozu man eine Hebamme braucht und wie man eine findet.

Man könnte heutzutage ja meinen, Hebammen wären magische Fabelwesen, die dir Einen Euro unter das Kopfkissen legen, wenn du ein Kind bekommst. Darum wurden sie im Mittelalter auch alle verbrannt. 🙂

Ernsthaft: Hebammen sind Spezialistinnen für alle Fragen rund um den gesunden Verlauf von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit.

Ja, es gibt auch Männer, die das machen. 2016 waren es laut Statistischem Bundesamt vier, die aktiv in der Geburtshilfe waren. Die nennen sich dann Entbindungspfleger (Seit 2019 gilt die Berufsbezeichnung „Hebamme“ offiziell auch für Männer).

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Was macht eine Hebamme

In der Schwangerschaft kann die Hebamme deine Schwangerenvorsorge übernehmen. Meistens im Wechsel mit einem Gynäkologen. Zusätzlich ist sie zuständig für die Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden.

Also immer wenn der Gynäkologe sagt: „Das ist normal“, sagt die Hebamme: „Das ist normal und so kannst du das lindern“.

Wobei ich natürlich nicht alle über einen Kamm scheren möchte. Es gibt auch ganz wunderbare Gynäkologen, die sich sehr gut mit Schwangerschaftsbeschwerden auskennen. Es ist nur so, dass Gynäkologen grundsätzlich darauf geschult sind pathologische Abweichung zu erkennen und zu behandeln, während Hebammen darauf geschult sind den gesunden Verlauf zu beobachten und zu unterstützen. Im Idealfall ergänzen sich diese beiden Gruppen wie Yin und Yang.

Ebenso kann die Hebamme in der Schwangerschaft diverse Beratungen zu sämtlichen relevanten Fragen leisten. Von der richtigen Ernährung, bis hin zur Geburtsvorbereitung.

Dann folgt natürlich irgendwann die Geburt, die auch, sofern sie denn physiologisch verläuft, von Hebammen betreut wird.

Im Anschluss an die Geburt haben wir dann die Wochenbettzeit. Das sind die ersten acht bis zwölf Wochen nach der Geburt. Acht Wochen nach einer Geburt eines reifen Einlings, wenn nur ein Baby geboren wurde, und 12 Wochen nach einer Мehrlingsgeburt, also bei Zwillingen oder Frühchen zum Beispiel.

In diesen acht bis zwölf Wochen kommt die Hebamme im Idealfall zu einem nach Hause und hat ein Auge darauf, ob es Mama und Kind gut geht und unterstützt das Stillen.

Abschließend hat man noch mal den allseits beliebten Rückbildungskurs.

Brauche ich eine Hebamme in meiner Schwangerschaft?

Wenn du jetzt denkst: „Ist ja alles schön und gut, aber brauche ich konkret eine Hebamme?“, möchte ich gleich eine Gegenfrage stellen.

Weißt du wie man schwangerschaftsbedingtes Sodbrennen, Morgenübelkeit oder Wassereinlagerungen lindert? Weißt du wie viel Gewicht ein Neugeborenes in den ersten Lebenswochen zunehmen sollte oder wie man eine Neugeborenen-Gelbsucht erkennt? Wenn du die Antworten auf diese Fragen kennst, dann herzlichen Glückwunsch! Du brauchst keine Hebamme.

Wenn du keine Antworten auf diese Fragen hast, ist eine Hebamme definitiv empfehlenswert.

Ansprüche in Zahlen

In Deutschland hat ausnahmslos jede Schwangere gesetzlichen Anspruch auf Hebammenhilfe in der Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit.

Konkret für die Schwangerschaft bedeutet das, dass mindestens ein Vorgespräch drin ist. Es sind mindestens zwölf Beratungen zu allen schwangerschaftsrelevanten Themen drin. Außerdem Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden und noch ein paar CTG-Kontrollen.

Für die Geburt ist dein Anspruch folgendermaßen zu verstehen: Du hast Anspruch auf eine Geburt im Kreißsaal. Wenn aber keine medizinischen Kontraindikationen bestehen, kannst du frei wählen zwischen einer Hausgeburt, einer Geburtshausgeburt oder auch einer Beleggeburt.

Im Wochenbett hast du Anspruch auf mindestens 26 Besuche und/oder Telefonate in den ersten acht bis zwölf Wochen. Dann noch mal bis zu 8 Besuchen bei potenziellen Still-Beschwerden innerhalb der ersten neun Lebensmonate des Kindes. Abschließend nochmal einen Rückbildungskurs, den du bis zum vierten Lebensmonat des Kindes angefangen und bis zum neunten Lebensmonat abgeschlossen haben solltest.

Das alles wird von der gesetzlichen Krankenkasse finanziert. Bei Privaten muss man immer konkret nachfragen.

Warum hacke ich wohl so ausführlich auf Deinen Ansprüchen herum? Schaut man sich mal die Beiträge in den größeren Mutti-Gruppen bei Facebook an, entsteht der Eindruck, werdende Mütter wüssten weder über das Tätigkeitsfeld einer Hebamme noch über Ihre eigenen, gesetzlich zustehenden Leistungen Bescheid.

Da wird erzählt: „Ich suche mir eine Hebamme, weil meine Mutter meint, ich soll das machen. Ich weiß aber nicht was ich mit der soll“. Oder: „Ich hatte beim ersten Kind eine. Sie war zweimal da. Gebracht hat mir das nichts, daher verzichte ich diesmal bewusst.“

Damit will ich sagen, ich freue mich natürlich für alle, die einen gänzlich komplikationsfreien Verlauf des Kinderkriegens hatten. Es gibt Familien, die nicht wirklich auf die Hilfe einer Hebamme angewiesen sind.

Ich möchte aber auch brauchbare Informationen für Familien liefern, die sich Hilfe wünschen, bzw. Hilfe benötigen.

Wo finde ich eine Hebamme?

Das Paket der Hebammenleistungen in Deutschland ist an sich durchaus familienfreundlich, insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.

Wenn da nicht das Problem mit der Hebammensuche wäre…

Beginne frühzeitig mit der Suche

Der wichtigste Tipp, den ich dir für die Hebammensuche geben kann: Sei schnell! Das heißt fange wirklich am besten gleich nach dem Schwangerschaftstest an eine Hebamme zu suchen. Das fühlt sich sehr früh an, aber es erhöht deutlich die Chancen tatsächlich bis zum Stichtag Eine zu finden.

Bleib hartnäckig

Der zweite Tipp, den ich dir geben kann: Lass dich nicht entmutigen! Heutzutage ist es leider wirklich häufig so, dass Schwangere 30 bis 50 Telefongespräche führen müssen, bis sie dann endlich eine Hebamme finden, die zu dem nötigen Stichtag freie Kapazitäten hat. Also, dranbleiben!

Nutze effektive Kontaktquellen

Der dritte Punkt: Wo kriege ich jetzt nun Hebammendaten her? Überregional sind die wichtigsten Anlaufstellen die Hebammenverbände der einzelnen Bundesländer. Zum Beispiel: Hebammenverband Schleswig-Holstein, Hebammenverband Mecklenburg-Vorpommern, usw. Die haben häufig online Hebammenlisten, die tatsächlich mehr oder weniger aktuell sind und die man querbeet abtelefonieren kann.

Ganz neu seit Juni 2020 ist eine kostenlose, bundesweite Suchmaschine vom Hebammenverband raus. Sie heißt ammely.de und soll helfen für den eigenen Bedarf eine Hebamme zu finden. Hört sich vielversprechend an. Wie effektiv das ist, kann ich euch noch nicht sagen, weil das ganz frisch raus ist.

Weiterhin kann man die eigene Krankenkasse anschreiben und den sogenannten gvk-spitzenverband der Krankenkassen. Die haben auch häufig wohnort-spezifische Hebammenlisten, an denen man sich orientieren kann und die man abtelefonieren kann.

Lokale Kontaktquellen

Nutzt lokale Kontaktquellen! Das bedeutet Kreißsäle in eurer Nähe, Gynäkologische Praxen, Hebammenpraxen, Kinderarztpraxen und sogar Apotheken können durchaus Hebammenlisten ausliegen haben, denn das Problem mit dieser schwierigen Hebammensuche ist nicht neu. Nutzt diese Möglichkeiten und arbeitet euch systematisch durch die Hebammelisten durch.

Es kann durchaus eine Option sein, bei dem eigenen Gesundheitsamt anzurufen und zu fragen, ob die nicht auch eine Hebammeliste haben, die du für deine Suche nutzen kannst.

Regionale Familienbildungsstätten, wie profamilia, regionale Mütterberatungen, Netzwerke, wie das Hebammennetzwerk in Köln, können auch sehr hilfreich sein.

Aktiviert das eigene Umfeld

Zu guter Letzt, die gute alte Mundpropaganda. Freunde, Bekannte und Verwandte, die vor kurzem selber ein Kind bekommen haben, können dir die Nummern ihrer Hebammen geben und sehr hilfreich sein.

Wenn du jetzt die erste in deinem Freundeskreis sein solltest, gibt es auch noch mal ein Pro-Tipp: Suche dir in deiner Nähe einen Rückbildungskurs oder einen sogenannten PEKIP-Kurs. Das sind so Kinder-Bespaßungs-Kurse. Die Mädels dort haben 100 % selber vor kurzem ein Kind geboren und auch die können dir die Nummern ihrer Hebamme weitergeben und somit deinen Suchradius erweitern.

In jedem Fall wünsche ich dir eine erfolgreiche Suche und ein frohes Brüten.