Traditionell herrscht bei dieser Frage große Verunsicherung unter werdenden und frischgebackenen Müttern. Wieviel Klamotte braucht so ein Kind? Gerade wenn Omas beginnen stapelweise Decken auf dem Enkel zu drapieren, muss Klarheit her. Genau darum soll es heute gehen.

Grundsätzlich beträgt die normale Körpertemperatur eines Säuglings zwischen 36,5 und 37,5 Grad Celsius. Dabei ist von der sog. Kerntemperatur die Rede, also von der Temperatur, die im Inneren des Körpers herrscht.

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Körperkontakt

Je jünger das Kind bzw. je geringer das Geburtsgewicht des Kindes, desto größere Schwierigkeiten kann es theoretisch haben, diese Körpertemperatur konstant aufrechtzuerhalten. Mit viel Kuscheln und viel direktem Haut-an-Hautkontakt kann man die Babys bei diesem Prozess unterstützen. 

Ganz unabhängig vom Geburtsgewicht ist es allerdings sehr weit verbreitet, dass Neugeborene bis zum zehnten Lebenstag ständig kalte Füße und kalte Hände haben. Auch das ist erst einmal normal, denn so lange dauert es nun mal, bis die Durchblutung der feinsten Blutgefäße in den Extremitäten so gut funktioniert, dass auch die Hände und Füße dauerhaft warm sind. 

Wie prüft man also in den ersten Lebenstagen, ob es das Kind schnuckelig hat? Man lege zwei Finger in den Rücken, auf die Haut zwischen die beiden Schulterblätter des Kindes. Dort sollte es angenehm warm sein, nicht kühl, aber auch nicht nass geschwitzt. 

Im Fall von Fieber

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich persönlich, bei Verdacht auf kindliches Fieber bis zum zweiten Geburtstag immer dazu raten würde, die Temperatur rektal zu ermitteln. Es gibt diverse andere Varianten der Thermometer- Stirn, Ohr und sogar Schnuller -Thermometer. Diese können aber, im Vergleich zur rektalen Messung, je nach Modell Abweichungen bis zu 1,5 Grad haben und das muss bei so kleinen Motten wirklich nicht sein.

Entwickelt ein Gefühl für Babys Wärmeempfinden

Im großen und ganzen gilt allerdings: habt keine Angst vor eurem Kind! Nach dem zehnten Lebenstag sind, was die Temperatur angeht, genau die gleichen Merkmale relevant wie für den Erwachsenen auch. Ein aktives Baby, das gerade schreit und viel strampelt, heizt sich auf. Das merkt ihr daran, dass es rot wird und früher oder später beginnt zu schwitzen. Ein Kind, das gerade nicht so aktiv ist, vielleicht schläft bzw. ein Kind, das friert, hat nach dem 10. Lebenstag ne kalte Nase, kalte Hände und Füße, ist blass, hat vielleicht sogar bläulich verfärbte Lippen. Ihr werdet euer Kind mit jedem Tag besser kennenlernen und jeden Tag besser in der Lage solche Anzeichen schneller zu registrieren.

Faustregel

Bis dahin gibt es eine wunderbare Faustregel. Warum bin ich ein Fan dieser Regel? Weil sie in jeder Jahreszeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch über alle Breitengrade hinweg anwendbar ist.

Wie warm ziehe ich mein Kind also an? Ganz einfach, ihr orientiert euch an der eigenen Kleidung. Wenn es zwei Eltern gibt, dann eher an dem, der normalerweise stärker friert. Das heißt, ihr guckt wie viele Schichten hat diese Person an? Wie dick sind diese Schichten? Genau so zieht ihr dann euer Kind an und habt zusätzlich eine Schicht greifbar, die ihr bei Bedarf rauf oder runter ziehen könnt. 

Ein Beispiel

Was habe ich jetzt an im Februar bei Zimmertemperatur? Ich habe Unterwäsche an, ein Baumwoll T-Shirt, Socken und eine lange Sweat-Hose. Outfit of the day während einer globalen Pandemie halt… Dem Kind zieht ihr genau die gleiche Anzahl an Schichten an. Mit der Ausnahme, dass die Windel nicht als Kleidungsstück zählt, sondern lediglich als Nässeschutz. Das heißt, beim Kind gäbe es eine Windel, die nicht zählt, einen kurzarm- Body, der der Unterwäsche entspricht, es käme ein Oberteil mit langem Arm und zum Schluss ein langes Beinkleid hinzu. Eventuell Socken, wenn das Beinkleid kein Strampler ist. Alles in etwa so dick, wie eure eigenen Klamotten. Zusätzlich habt ihr für euer Baby eine weitere Schicht greifbar. Entweder in Form einer leichten Decke oder eines Pullis oder Overalls oder was auch immer eure Präferenz sein mag. Dann beobachtet ihr und prüft immer wieder, wie sich das Kind verhält. Schwitzt es? Hat es kalte Hände? Ja oder nein? Entsprechend nehmt ihr diese eine zusätzliche Lage aufs Kind rauf oder runter. So einfach ist das. 

Outdoor

Wenn ihr einen Spaziergang plant, und euch selber dick einmummelt, weil es kalt ist, zieht ihr entsprechend natürlich auch euer Kind an und habt eine zusätzliche Schicht in Form einer Winterdecke für den Kinderwagen oder in Form eines Winter Covers für die Babytrage eurer Wahl. Alles ganz simpel.

Diese Regel funktioniert aber auch genauso in die andere Richtung. Das heißt, wenn ihr im Winter unterwegs seid und beide dick eingepackt seid und dann irgendeinen Laden betritt, der gut beheizt ist und euch dort irgendwann so warm wird, dass ihr eure eigene Jacke öffnet, die Mütze runterzieht, den Schal lockert und dergleichen, empfiehlt es sich das Gleiche auch beim Kind machen. Denn auch das Kind fängt unter diesen Bedingungen früher oder später an zu schwitzen.

Viel komplizierter ist das nicht. easy-peasy. Macht euch also keine Sorgen, sondern denkt immer dran: ihr gewinnt mit jedem Tag mehr Erfahrung und werdet in wenigen Wochen mit einem Blick erkennen können, dass Baby friert, schwitzt oder es gerade genau auf den Punkt perfekt hat.

Abschließende Tipps

Beim frierenden Baby macht es Sinn als erste Aufwärmungsmaßnahme ein Mützchen anzuziehen. Säuglinge verlieren 60% ihrer Körperwärme über den Kopf. Durch eine Kopfbedeckung wärmt sich Baby schnell wieder auf, weil es durch das Mützchen weniger Wärme verliert. 

Schlaftemperatur

Bereits in der Schwangerschaft haben die meisten werdenden Eltern irgendwo gehört, dass die Schlaftemperatur eines Kindes zwischen 16 und 18 Grad Celsius liegen sollte, um das Risiko für den sog. plötzlichen Kindstod zu senken. In diesem Zusammenhang werde ich bei absolut jedem Geburtsvorbereitungskurs gefragt: “Was mache ich denn im Sommer, wenn es super heiß ist? Müssen wir eine Klimaanlage kaufen?” 

Nein, mein kleiner Kugelfisch, müsst ihr nicht! In tropisch warmen Sommernächten lasst ihr euer Kind, je nach Hitze, im Body, nur in der Windel oder von mir aus auch splitterfasernackt schlafen. Dadurch hat das Kind die Möglichkeit sich kühl zu schwitzen. Im Zweifel bietet sich nächtliches Lüften oder ein Ventilator im Schlafzimmer an. Im Schlafzimmer aber nicht direkt am Babybett.