Es steht außer Frage, dass werdende Eltern die Geburten ihrer Kinder immer als besonders und unvergesslich wahrnehmen. Ganz egal wann, wo und auf welche Art und Weise. Trotzdem gibt es einige Geburten, die so ungewöhnlich sind, dass ich nicht anders kann, als sie etwas näher zu beleuchten. Nicht zuletzt, um mir in meinem Lockdown-Lagerkoller die schlechte Laune zu vertreiben…

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Gerade weil wir alle zu Hause festsitzen, schwärme ich von Fernweh. Je ferner, desto besser. Dazu passt die erste Geburt, wie die Faust aufs Auge! 2009 brachte eine 20jährige Offiziersassistentin auf dem Hamburger Containerschiff “Maruba Simmons” überraschend eine 3350 Gramm schwere Tochter zur Welt. Da die Mutter selber nichts von ihrer Schwangerschaft wusste, war die Aufregung auf dem Schiff natürlich groß. Der Schock über den Sachverhalt saß bei allen Beteiligten tief. Allerdings hilft in so einer Situation alles nix. Wenn ein Baby erstmal unterwegs ist, ist es unterwegs…

Perfektes Timing auf einem Containerschiff

Die Frau auf diesem Frachter hatte tierisches Glück, dass das Schiff gerade etwa 50 km vor der Küste Brasiliens lag, als die Wehen einsetzten und nicht irgendwo auf hoher See. Obwohl die Mutter wie gesagt, nichts von ihrer Schwangerschaft wusste, hat das Kind irgendwie genau den richtigen Moment erwischt. Perfektes Timing.

Zunächst half der Schiffskapitän, so gut er konnte. Er informierte Notärzte, die dann per Helikopter an Bord geflogen kamen. Mutter und Kind überstanden die Geburt gut und wurden gesund und munter in ein Hospital in Rio Grande verlegt. Sie kehrten einige Tage später nach Deutschland zurück. Das ist bis heute die einzige bekannte Geburt auf einem Containerschiff. 

Für mich als Fachfrau stellen sich so viele Fragen auf: Wer Zahlt in so einem Fall die Rücktransportkosten nach Deutschland? Die Krankenkasse, der Arbeitgeber oder eine Berufsgenossenschaft? Hat das Kind Anspruch auf die brasilianische Staatsbürgerschaft, wenn es kurz vor Brasilien geboren wurde? Arbeitet die Mutter immer noch für die Reederei? Fragen über Fragen, die mich nicht loslassen. 

Militärische Geburt

Eine ähnliche Geschichte ereignete sich im September 2012. Eine britische Soldatin bekam in einem NATO Camp in Afghanistan, während ihres Kampfeinsatzes dort, einen Sohn. Sie soll etwa in der 34. Woche gewesen sein und wusste auch nichts von ihrer Schwangerschaft. Ihr seht, das ist kein Einzelfall. 

Mutter und Kind wurden in einem Feldkrankenhaus von einem eigens dafür eingeflogenen Ärzteteam versorgt, bevor beide einige Tage später nach Großbritannien gebracht wurden. Entzückend war die Reaktion der britischen Armee, die sofort kommentierte, dass das nicht die gängige Praxis bei denen sei, sondern dass die Frau ganz sicher nichts gesagt hat und ihre Vorgesetzten entsprechend ahnungslos waren. 

Sie soll schon schwanger vor ihrem Kampfeinsatz ein super hartes Training absolviert haben. Unter anderem einen Guerilla Marsch, was für sich alleine schon heftig genug ist. Ich persönlich war, in all meinen Schwangerschaften körperlich nicht wirklich belastbar. Null Ausdauer. Also Hut ab vor dieser Soldatin, besonders, da ihr Stützpunkt einige Tage vorher einem Angriff der Taliban standhalten musste.

Wüstenbabys

2014 wurden in Libyen Zwillinge geboren… An zwei unterschiedlichen Geburtsorten und zwei verschiedenen Geburtstagen. Die 38 jährige, bereits vierfache Mama brachte das erste Kind, eine Tochter, in der Gesundheitsstation einer kleinen Oase zur Welt. Von dem zweiten Kind wusste zu diesem Zeitpunkt niemand, weil: kein Ultraschall. 

Darf ich an dieser Stelle bitte anmerken, was für ein Segen unsere Schwangerenvorsorge ist? Ich meine, ganz offensichtlich wachsen Kinder im Bauch auch ohne Ultraschall heran. Keine Frage. Aber ich bin trotzdem froh, dass wir ihn haben. 

Nach der Geburt des ersten Zwillings, klagte die Mutter weiterhin über starke Unterleibsschmerzen. Der Arzt der Gesundheitsstation wusste keinen Rat und überwies die Frauen ins Krankenhaus der rund 150 Kilometer entfernten Stadt Al- Kufra.

Nach einer mehrstündigen Fahrt über holprige Sandpisten, wurde in dem Krankenhaus der Stadt ein weiteres Kind erkannt. Das heißt, die Frau entband mehr als 24 Stunden nach der ersten Geburt, den zweiten Zwilling, einen Sohn. 

Schnee Baby

1893 kam ein Schnee Baby, Marie Ahnighito Peary, als Tochter des amerikanischen Polarforschers Robert E. Peary und seiner Frau Josephine Peary zur Welt. Während einer Nordpol- Expedition irgendwo im ewigen Eis, wohlgemerkt. 

Und ja, Josephine ist da freiwillig hochschwanger hin. Sie musste sich im Vorfeld gegen großen Widerstand seitens ihrer Eltern, Schwiegereltern und sämtlicher Bekannten behaupten, weil die allesamt nichts von einer schwangeren Frau in der Polarregion wissen wollten. 

Das Kind würde solche Strapazen nicht überleben und würde spätestens wenn die Polarnacht anbricht, irreparablen Schaden durch Lichtmangel nehmen, war die große Befürchtung. 

Pustekuchen. Familie Peary ließ sich nicht beirren und brach mit Arzt und eigens angeheuerter Kinderfrau als Teil der Expeditionsmannschaft auf. Denn, wie Josefine immer sagte: “Die Inuit Kinder überleben da ja auch irgendwie.” Recht hat sie. Zugegebenermaßen muss ich mir an dieser Stelle an die eigene Nase fassen. Ich bin regelrecht begeistert von Geburten in der Wüste oder irgendwo am Polarkreis… und vergesse dabei, dass dort Frauen seit Jahrtausenden, vollkommen unbeeindruckt von den Umständen, Kinder bekommen. Das Leben findet immer einen Weg. Allerdings bin ich trotzdem beeindruckt. Ich kann nicht anders.

Kinderbespaßung während einer Polarexpedition

Mutter und Kind überstanden die Geburt sehr gut. Genau wie die Polarnacht. Die kleine Marie wurde, sobald es wieder hell wurde, statt im Kinderwagen in Hundeschlitten spazieren gefahren. Auch wenn Robert E. Peary erst 16 Jahre später den Nordpol tatsächlich erreichen sollte, war “Snow Baby” ein Spitzname, den Marie Peary ihr ganzes Leben beibehielt. 

Schneesturm in Spanien

Ein nicht ganz freiwilliges Schnee Baby kam Anfang Januar 2021 während eines Schneesturms auf einer Autobahn bei Madrid in Spanien zur Welt. Sturmtief Filomena bescherte Spanien zu dem Zeitraum das schlimmste Winterchaos seit 50 Jahren. So schlimm, dass die Eltern der kleinen Clara sich verzweifelt ins eigene Auto setzten, weil der Krankenwagen, den sie bei Einsetzen Wehen gerufen hatten, nach mehreren Stunden immer noch nicht angekommen war. So wurde das Mädchen eben unterwegs im Auto geboren. Mutter und Kind überstanden die Geburt gut. Die Familie wurde einige Zeit später vom spanischen Notdienst evakuiert. 

Geburt in der Wildnis

Eine weitere Autofahrt mit Überraschung erlebte die 35 jährige Amber Pangbourne 2015. Die Frau war schwanger allein in ihrem Auto in einem Waldgebiet in Nordkalifornien unterwegs, als sie sich verirrte. Irgendwann ging ihr das Benzin aus…. genau wie das Handynetz. Irgendwann setzten ausgerechnet in dieser Situation die Wehen ein. Amber blieb keine andere Möglichkeit, als ihr Kind im Wald, in ihrem Auto zu bekommen.

Dort harrte sie anschließend vier Tage aus, in denen sie sich von Äpfeln und Wasser ernährte, die sie im Wagen liegen hatte. Als am zweiten Tag kein anderer Mensch vorbeikam, legte die Frau ein Feuer, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Rechnung ging auf. Irgendwann bemerkte jemand Rauchentwicklung im Wald und alarmierte die Feuerwehr, die die Frau und das Kind im Auto fanden und mit dem Hubschrauber retteten. Auch der Brand soll gelöscht worden sein und artete nicht weiter aus.

Luftige Geburt

Wo ich gerade einen Hubschrauber erwähne, kann ich auch beim Thema bleiben. Anfang Februar 2021 kam recht spektakulär in Osnabrück bzw. bei Osnabrück bzw. über Osnabrück ein Kind zur Welt. 

Eigentlich sollte die Mama per Helikopter ins Krankenhaus transportiert werden, Aber dem kleinen Martin ging es nicht schnell genug, sodass er in luftiger Höhe von 250 Metern über dem Erdboden geboren wurde. 

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.